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Loslassen

Kleine Kinder können es blitzschnell: In dem Augenblick, in dem ihnen bewusst wird, dass ihnen ihr aktuelles Spielzeug nicht mehr gefällt, lassen sie es los. Sie wenden sich einfach etwas Neuem zu. Für Erwachsene ist das oft nicht mehr so leicht. Etwas loszulassen bedeutet auch, konsequent zu sein, Entscheidungen zu treffen, alte Gewohnheiten abzustreifen, wenn sie einem nicht mehr guttun. Viele Menschen ändern nichts, obwohl sie vielleicht in manchen Lebensbereichen unzufrieden sind. Der Grund ist häufig die Furcht, eine falsche Entscheidung zu treffen. Doch in einer Unzufriedenheit zu bleiben, ist auch eine falsche Entscheidung. Denn wir haben nur dieses eine Leben – wir sollten es nutzen. Loslassen bedeutet also auch, sich Veränderungen einzugestehen und die Furcht davor abzulegen. Jeder kann jederzeit mutig etwas Neues beginnen. Dafür muss man jedoch bereit sein, aktiv zu werden und belastende Dinge abzustreifen. Das können Kleinigkeiten sein in der Freizeitgestaltung, das können aber auch Lebensgrundlagen sein wie der Beruf oder langjährige Freundschaften. Wer einen Arbeitsplatz hat, der mehr Mühe als Freude macht, kann offensiv über einen Wechsel nachdenken. Wer alte Freundschaften pflegt, obwohl die Interessen längst auseinandergegangen sind, kann den Mut haben, das offen zu sagen. Mit dem Loslassen lässt sich lernen, sich zu ändern, eigene Wünsche umzusetzen und mutig neue Türen zu öffnen. Auf solch einem Weg tauchen Fragen auf. Wer sich überlegt, warum es so schwer fällt, alte Zöpfe abzuschneiden, lernt viel über sich selbst und sieht auch neue Lösungen.

Erschienen in der Westdeutschen Zeitung am: 29. Oktober 2014

Lernblockade

Der Satz ist als Postkarte oder Magnet ein Hit: „Ich bin nur zur Dekoration im Mathe-Unterricht.“ Mathematik ist für viele Schüler, oft vor allem Mädchen, ein regelrechtes Symbol für ungeliebte Schulfächer. Das kann für eine Familie zu Belastungen führen. Schlimmer noch, wenn Schulfrust oder Lern-Unwilligkeit sich nicht auf ein bestimmtes Fach beschränken, sondern ein Kind sich insgesamt sehr quält mit Unterricht und Hausaufgaben. Viele Eltern sorgen sich, wenn Leistungen abfallen. Viele fürchten schnell um die Zukunftschancen ihrer Kinder.

Dabei muss nicht immer Sturheit hinter einer Verweigerung stecken. Kinder, die keine Ratschläge annehmen wollen, die nicht gerne Hausaufgaben machen, nicht erzählen, was sie überhaupt auf haben oder die nicht üben wollen, können ganz andere Probleme haben. Es kann sich um Lernblockaden handeln. Dahinter können verschiedene Mechanismen stecken. Zum Beispiel eine Versagensangst, ein mangelndes Selbstvertrauen oder auch unvorteilhafte Glaubenssätze, die teilweise über Generationen transportiert werden. Eltern beeinflussen Kinder oft unbewusst, manchmal schaden auch fatalistische Aussagen von Lehrern. „Ein Nobelpreisträger wird der nie“ ist so ein Satz, oder die Aussage „Ich konnte auch schon kein Mathe.“ Kinder glauben das schnell, und es verführt auch dazu, sich nicht anstrengen zu müssen. Nachhilfe allein hilft dann nicht. Für eine Hilfe, die an der Ursache ansetzt, muss nicht nur das Kind betrachtet werden, sondern die ganze Familie. Ein Coach würde immer auch die Eltern ins Boot holen. Denn ein Kind allein kann das System nicht durchbrechen. Ziel eines Coachings ist es stets, Lernblockaden aufzulösen, wieder Spaß an der Schule zu vermitteln und Platz für Freizeit zu schaffen. Übrigens: Mathematikbegabung hängt nicht vom Geschlecht ab, sondern von der persönlichen Einstellung. Das haben Wissenschaftler bewiesen.

Erschienen in der Westdeutschen Zeitung am: 19. März 2014

Erschöpfung früh erkennen

Burnout und Depression sind in unserer Leistungsgesellschaft ein großes Thema. Prominente Beispiele zeigen immer wieder, dass gerade die scheinbar perfekt organisierten Menschen davon betroffen sein können. Ganz wichtig ist es, die Belastung gar nicht so weit kommen zu lassen. Sich frühzeitig Hilfe zu suchen. Doch ein Burnout kommt schleichend, und gerade das Eingeständnis, dass man sich selbst häufig überfordert, fällt vielen schwer. Wenn Sie folgende Fragen mit „Ja“ beantworten könne, sollten Sie hellhörig werden: Fällt es Ihnen schwer, Aufgaben abzulehnen? Sind Sie ein kontinuierlicher Ja-Sager? Übernehmen Sie auch häufig Aufgaben, zu denen Sie eigentlich keine Lust haben? Arbeiten Sie immer fleißig alles weg? Glauben Sie, niemand könne es so gut erledigen wie Sie? Machen Sie sich auch in der Freizeit Druck?

Schalten Sie einen Gang herunter und achten Sie mehr auf sich selbst. Übertragen Sie Aufgaben auf mehrere Schultern. Das können Kollegen am Arbeitsplatz sein oder Familienmitglieder zu Hause. Je eher Sie die Belastung für sich reduzieren, desto besser für Ihre Gesundheit. Ignorieren Sie die Warnsignale nicht so lange, bis es zu einem Zusammenbruch kommt. In einem frühen Stadium kann ein Coaching hilfreich sein, um Möglichkeiten zur Konfliktlösung und zur Stressbewältigung zu lernen. Sie können Ihr Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse schärfen und ein Gespür für Ihre Belastungsgrenzen bekommen. Eine Anleitung für Entspannungstechniken ermöglicht es, sich selbstbestimmt Ruhephasen zu gönnen und äußere Einflüsse abzuschalten. Zusätzlich können mit Coaching-Methoden die oft in der Kindheit geprägten Überzeugungen erkannt werden, die den Fleiß und den Perfektionismus gefördert haben. In schwereren Fällen oder in einem fortgeschrittenen Stadium reicht das jedoch nicht. Dann sollten Betroffene auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Von einer Hypnose ist bei Verdacht auf Burnout oder Depression übrigens dringend abzuraten.

Erschienen in der Westdeutschen Zeitung im Oktober 2014

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